Der chronische Schmerz
Patientinnen und Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, bieten wir im Rahmen eines stationären Aufenthaltes in der Raphaelsklinik eine sogenannte interdisziplinäre, multimodale, stationäre Schmerztherapie (IMST) an. Diese multimodale Schmerztherapie richtet sich an Menschen mit chronischen Schmerzen, die durch Aktivität und gezielte therapeutische Maßnahmen lernen möchten, ihr Schmerzerleben zu verringern und ihre Lebensqualität zu steigern.
Konkret bedeutet das, dass wir mit vielen unterschiedlichen therapeutischen Verfahren und Möglichkeiten, die durch unser interdisziplinäres Team angeboten werden, Ihren Schmerz auf vielen Ebenen nach einem individuell angepassten und auf Sie abgestimmten Konzept behandeln.
Das Ziel dieser Behandlung ist neben einer möglichst befriedigenden Schmerzlinderung auch insbesondere die Rückkehr in eine aktive Teilnahme am täglichen Leben. Gerade auch als älterer Mensch kann von diesem Konzept profitieren werden, da eine Zusammenarbeit mit den Expertinnen und Experten aller Fachrichtungen unseres Hauses, insbesondere der Altersmedizin und der Orthopädie / Unfallchirurgie besteht.
Dank bewährter Therapieformen können wir Ihnen ein Stück Lebensqualität zurück geben.
Das Team der Schmerztherapie
Jedem Menschen sind Schmerzen sind in unterschiedlichem Ausprägung bekannt, sie haben entwicklungsgeschichtlich eine wichtige Warn- und Schutzfunktion. Treten die Beschwerden aber anhaltend oder wiederkehrend auf, dauern sie über einen längeren Zeitraum, erschweren sie uns die Arbeitsfähigkeit bzw. die Bewältigung des Alltags und drücken die Stimmungslage, so ist hier von einem Übergang vom akuten Schmerz zum chronischen Schmerzgeschehen auszugehen. Chronischer Schmerz ist ein eigenständiges Krankheitsbild und aufgrund seiner Entstehung und seiner Auswirkung mit Einzelmaßnahmen nur schwerlich zu beeinflussen.
Eine Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen der letzten Jahre macht deutlich, dass Patient*innen mit einem chronischen Schmerz sehr von einer Fach-Diagnostik sowie der Behandlung in einem interdisziplinären, multiprofessionellen Team profitieren. Das Fazit war stets, dass die Interdisziplinäre Multimodale Schmerztherapie (IMST) den „Goldstandard“ der Therapie von Patienten mit schweren chronischen Schmerzen darstelle und somit national und international anerkannt sei.
Gerade durch die verschiedenen therapeutischen Angebote der einzelnen Professionen (das bedeutet "multimodal") gelingt es, die unterschiedlichsten Ursachen und Verstärkungsmöglichkeiten der jeweilig vorliegenden chronischen Schmerzproblematik wirksam zu behandeln. Diese Ursachen beschränken sich nicht ausschließlich auf körperliche Bereiche, auch psychosoziale Faktoren müssen Berücksichtigung finden, um eine umfassende Besserung zu erzielen.
Die Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Schmerz- und Palliativmedizin unseres Hauses bietet den Betroffenen mit einer chronischen Schmerzerkrankung mit einer interdisziplinären, multimodalen, stationären Schmerztherapie (IMST) Hilfe und Unterstützung an. Durch verschiedenste Behandlungen in Einzeltherapie wie auch in kleinen Gruppen wird von unseren Therapeut*innen und Behandler*innen nach einem konkret auf die jeweilige Situation abgestimmten und individuell erstellten Therapieplan behandelt. Unser vordringliches Ziel ist es, einen aktiven, eigenständigen Umgang mit dem Schmerzerleben zu erlernen und dies im Folgenden auszubauen und zu fördern. Denn neben einer angemessenen Linderung der Schmerzintensität soll es ermöglicht werden, eine möglichst aktive Teilnahme am Alltag und am Leben wiederzuerlangen und dies auch über die Zeit zu sichern. Da sich die Patient*innen aber deutlich hinsichtlich ihrer Bedürfnisse, Möglichkeiten und Belastbarkeiten unterscheiden, berücksichtigen wir dies in unserer Therapieplanung und bilden entsprechende Kleingruppen. Interdisziplinarität bedeutet für uns aber auch, dass etwaige begleitende Erkrankungen bedarfsweise durch unsere Kolleg*innen der Altersmedizin und / oder Inneren Medizin sowie der übrigen Fachabteilungen mittherapiert werden.
Ziele Kompakt:
Ziele einer multimodalen Schmerztherapie (Bertelsmann Stiftung 2007):
- Alltagstätigkeiten wiederaufnehmen
- Arbeitsfähigkeit wiederherstellen und Arbeitsaufnahme fördern
- Körperliche Schwächen abbauen
- Bewegungsangst verringern
- Risikoverhalten verändern (z. B. Schonverhalten, Durchhalteverhalten)
- Zu gesundheitssportlicher Aktivität im Alltag hinführen
Das Sekretariat der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Schmerz- und Palliativmedizin der Raphaelsklinik steht Ihnen für weitere Informationen gerne zur Verfügung. Sie erreichen uns telefonisch unter (0251) 5007-4262 in der Zeit von Mo. - Do. von 08.00 Uhr bis 15.00 Uhr sowie Fr. von 08.00 Uhr bis 12.00 Uhr. Auch per Mail sind wir für Sie unter schmerz.raphaelsklinik(at)alexianer.de erreichbar. Nach Kontaktaufnahme, die durch Sie oder auch durch Ihren Hausarzt erfolgen kann, werden wir mit Ihnen einen ambulanten Vorstellungstermin ("Erst-Assessment") vereinbaren.
Für unsere Vorbereitung ist es unabdingbar, dass wir Befunde und Arztberichte über die bisherige Behandlung Ihrer Schmerzerkrankung aber ebenso auch über bestehende Vorerkrankungen (insbesondere von Herz-Kreislauf-System, Lunge, Niere, Neurologie) und zudem einen aktuell gültigen Medikamentenplan vorab erhalten. Diese Befunde sollten Sie uns vorab per Post, Fax oder auch Mail zukommen lassen.
Sie erhalten von uns zusammen mit der Einladung zum ambulanten Ersttermin ein Exemplar des „Deutschen Schmerzfragebogens“, den Sie bitte unbedingt vollständig ausgefüllt zum Termin mitbringen. Sollte Ihnen eine Bearbeitung alleine nicht möglich sein, lassen Sie sich bitte durch Angehörige o. ä. helfen.
Nach vorheriger Sichtung Ihrer übersandten Befunde, einer ausführlichen Befunderhebung und Untersuchung im Ersttermin besprechen wir im Anschluss gemeinsam mit Ihnen, ob eine stationäre multimodale Schmerztherapie für Sie hilfreich wäre bzw. geben Ihnen alternative Behandlungsmöglichkeiten an die Hand.
Wie lange dauert eine interdisziplinäre, multimodale, stationäre Schmerztherapie?
Unser Behandlungskonzept sieht eine Therapiedauer von ca. 16 bis 19 Tagen vor.
Wie erfolgt die Behandlung?
Unsere individuellen Therapiepläne beinhalten verschiedene Anteile folgender Therapieformen:
- Aktivierende Bewegungstherapie, angepasst an Alter und Möglichkeiten, hier z. B. Wahrnehmungsschulung, Kräftigung und Kraftaufbau, Koordinationstraining, Funktions- u. Haltungsverbesserung, Gerätetraining, Nordic Walking)
- Alltags- und berufsbezogenes Training, Training alltäglicher Bewegungen und Belastungen, Erprobung von Hilfsmitteln, insbesondere Rollatoren.
- Entspannungstraining (Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, autogenes Training)
- Psychologische Schmerz- und Stressbewältigung in Einzelgesprächen, Erkennen und Veränderung negativer Einstellungen und Gefühle
- Anregung von Kreativität und Erlebnisfähigkeit im Rahmen der Musiktherapie
- Gruppentherapien in den Bereichen Physio-, Ergo- und Musiktherapie in angenehmer, vertrauensvoller Atmosphäre, insbesondere mit Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch
- Patienteninformation über das Thema Schmerz, Entstehung, Ursachen und dessen Therapiemöglichkeiten, sogenannte Schmerzedukation
- Kritische Überprüfung medikamentösen Therapie, deren Dosierungen und insbesondere deren Wechselwirkungen untereinander (durch unseren geriatrischen Kolleg:innen und Apotheker)
- Tägliche ärztliche Visiten durch erfahrene Schmerztherapeut:innen
Unser Therapieangebot der interdisziplinären, multimodalen stationären Schmerztherapie richtet sich an Patient*innen mit chronifizierten, also länger als 3 Monate währenden Schmerzerkrankungen, bei denen mitunter sehr viele, verschiedene, rein somatisch ausgerichtete Therapieansätze bisher nicht ausreichend erfolgreich waren. Berichten Patient*innen in Ihrer Praxis trotz all Ihrer Anstrengungen und Maßnahmen eher über eine Zu- als Abnahme des Schmerzerlebens, zunehmenden Leistungsverlust, Tendenzen zum (sozialen) Rückzug, so kann eine multimodale Behandlung sehr hilfreich sein. Um diesen Erfolg zur erzielen, stimmt sich unser Behandlerteam engmaschig – auch innerhalb regelmäßiger Teambesprechungen – eng miteinander ab, um für die Patienten ein individuelles Programm zu generieren. Insbesondere orientieren wir uns hier an den ganz unterschiedlichen funktionellen Problemen aber auch an den in unterschiedlicher Weise vorhandenen Ressourcen der Patient*innen. Eine Therapie in unserer Einrichtung dauert daher meist zwischen 16 und 19 Tagen.
Folgende Schmerzprobleme behandeln wir:
- Rücken- und Halswirbelsäulenschmerzen
- Gelenkschmerzen und Muskelschmerzen (Schmerzen des Stütz- und Bewegungsapparates)
- Fibromyalgie
- Vom sympathischen Nervensystem unterhaltener Schmerz (z. B. CRPS)
- Nervenschmerzen (neuropathische Schmerzen, z. B. Polyneuropathie, Phantomschmerz)
- Neuralgien an Kopf, Rumpf und Extremitäten (Z. B. Zosterneuralgie, Trigeminusneuralgie)
- Schmerzen bei Durchblutungsstörungen oder nach einem Schlaganfall
- Schmerzen nach Operationen oder Unfällen
- Schmerzen bei gutartigen und bösartigen Tumoren
- Eingeweideschmerzen (viszerale Schmerzen)
- Schmerzen durch unsachgemäßen Medikamentengebrauch
Aufnahmekriterien zur interdisziplinären, multimodalen stationären Schmerztherapie
Folgende Kriterien müssen für eine Aufnahme in unserer Einrichtung gegeben sein:
- Manifeste oder drohende Beeinträchtigung der Lebensqualität und / oder der Arbeitsfähigkeit
- Ausbleibender Erfolg einer bisherigen unimodalen Schmerztherapie, eines schmerzbedingten Eingriffes oder einer medikamentösen Entzugsbehandlung
- bestehende Schmerzmittelabhängigkeit oder - fehlgebrauch
- schmerzunterhaltende psychische Erkrankung
- gravierende somatische Begleiterkrankungen
Gibt es Ausschlusskriterien?
Zeigen sich bei Ihrer Patientin / bei Ihrem Patienten
- nicht ausreichende sprachliche Fähigkeiten oder
- eine schwere Psychopathologie oder
- eine akute Suchtproblematik mit Ausnahme eines Schmerzmittelfehlgebrauchs
so ist in der Regel eine IMST nicht zielführend. Dennoch bitten wir Sie, uns gerne im Zweifel anzusprechen oder uns eine E-Mail zu schreiben, um letztlich zu einer guten Lösung für Ihre Patientin oder Patienten zu gelangen.